Aus Liebe zum Laufen

Aus Liebe zum Laufen

Montag, 16. Mai 2016

Baby on Board

Ich schwebe auf Wolke 7!
Na gut eigentlich trampel ich mit wachsender Kilogrammzahl schnaufend über Asphalt.
Aber ich bin einfach wunschlos glücklich.


Ende Februar sollte ich meinen ersten Halbmarathon dieses Jahr laufen und auch wenn das Training in den letzten zwei Wochen vorher etwas zu wünschen übrig ließ nahm ich mir eine neue Bestzeit von 1h 50 min vor. Für mich eine enorme aber realistische Steigerung. Für andere wohl ein gemütlicher Trainingslauf.
Zusammen mit meinem großen Bruder Marius stand ich trotz frischer 2 Grad in kurzen Hosen und Shirt am Start. Mach ich immer, da kann auch Schnee liegen.
Der Startschuss fiel und ich bemühte mich nicht zu schnell los zu flitzen. Ich fand schnell mein Tempo und der Blick auf die Uhr bestätigte mir mein gutes Gefühl.
Aber dieses Gefühl hielt nicht wirklich lange an. Schon nach 2 km zickte mein Bauch und krampfte. Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf ,,Du bist schwanger."
Irritiert blieb ich stehen. Bullshit, ich lief weiter. Das wird das Müsli sein oder ich habe was quer sitzen. ,,Nein du bist schwanger." Wieder blieb ich stehen. ,,Alles okay?" Ich schaute einem Läufer der ebenfalls stehen blieb in sein verschwitztes Gesicht. So wie er schaute musste ich schrecklich hilflos ausgesehen haben.
,,Alles gut, danke," murmelte ich und hoffte, dass er endlich weiter lief. Ob er wusste, dass hier die Zeit genommen wurde?
Das mir bei einem Lauf nicht gut war und es irgendwann über all anfing zu zwicken und beißen, war nichts Neues für mich. Ein jedes Mal bin ich weiter gelaufen bis es von alleine aufhörte, ein jedes Mal kämpfte ich mich bis ins Ziel. Da müsste mir schon einer eine Granate zwischen die Füße werfen, damit ich stehen bleib. Aber an diesem Tag fühlte ich mich als hätte mir einer feste auf den Kopf gehauen. Ich konnte nicht klar denken und taumelte in einer Blase, in der alle Geräusche verstummten und in der es ganz plötzlich erdrückend warm wurde, die erste Runde zu ende.
Ich wollte zum Auto gehen, da fiel mir ein, dass Marius den Schlüssel bei sich hatte. Er würde noch ungefähr eine Stunde brauchen bis er im Ziel war.
Also stellte ich mich an die Strecke und schaute den vielen Läufern beim Runden drehen zu. Als Marius vorbei lief, nahm er mich nicht wahr, so fokussiert war er auf sein Rennen. Dass ich fror, merkte ich erst als eine rundliche Frau in einer Winterjacke von Wellenstein vor mir stand und mir nahe legte, ich solle mich doch lieber anziehen. Danke. Da wäre ich ja nie drauf gekommen.
Sie schlurfte weiter und nahm sich eine große heiße Tasse Kaffee von ihrem Stand.
,,Möchtest du die Jacke von meinem Freund?"
Sarah, die ich in den nächsten 45 Minuten noch kennen lernen sollte, lächelte mich mitleidig an und drückte mir eine dünne, viel zu große Laufjacke in die Hand. Dankbar nahm ich sie an.

Marius lief eine neue Bestzeit und kam aus dem Plaudern nicht mehr raus. Aber ich hörte nicht hin.

Am nächsten Tag, zwei Tage vor meinem Geburtstag machte ich einen Test.
Tatsächlich hatte mich ein Fünf Wochen altes Sesamkörnchen davon abgehalten meinen Halbmarathon zu beenden.
Während andere mir Mut zu sprachen, dass sich mein Lauftief bald erledigen würde, behielt ich mein süßes Geheimnis für mich.